Krippenbrot – Predigt zur Christvesper über Johannes 6,35: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Krippenbrot01

Hier meine Predigt für die Christvesper an Heilig Abend in Sachen Krippe und Brot des Lebens. Vor dem Altar steht die Krippe. Ein Laib Brot (Vaterunserbrot), zunächst eingepackt in Papier, liegt auf dem Stroh.

Krippenbrot. Predigt zur Christvesper über Johannes 6,35

Eines darf an Heilig Abend nicht fehlen, die Weihnachtskrippe. Schließlich hat ja der Engel den Hirten auf dem Felde verkündet: „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2,12) Ob der Heiland in einem Stall oder in einer Felsgrotte geboren wurde, wissen wir nicht. Aber dass er in eine Futterkrippe gelegt wurde, das finden die Hirten schließlich in Bethlehem selbst heraus.

Ganz selbstverständlich sprechen wir heutzutage von Kinderkrippen und meinen damit Tageseinrichtungen zur Betreuung von Säuglingen und Kleinstkindern. Krippenplätze scheinen für Säuglinge und Kleinstkinder bestimmt zu sein. Aber schauen wir genauer auf die Weihnachtskrippe, erkennen wir darin immer noch den Futtertrog. Nicht für neugeborene Kinder, sondern zur Viehfütterung ist er vorgesehen.

Schafe, Rinder oder Ziegen stecken ihren Schädel in die Krippe, um mit Maul und Zunge Futter aufzunehmen. Speichelgetränkt, anrüchig ist sie – fürwahr kein einladender Ort. Da soll nun ein Neugeborener liegen, als würde er uns stumm anblicken: Nimm mich auf, so wie es doch das Vieh gewohnt ist. „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn“ heißt es beim Propheten Jesaja (1,3).

Gottessohn und Menschenkind Jesus im Futtertrog – eine ungewohnte, wenn nicht gar abstoßende Vorstellung. Da ziehen wir uns lieber von der Weihnachtskrippe zurück, feiern am Couchtisch weiter oder setzen uns anständig an den gedeckten Tisch und lassen uns das Festessen schmecken.

„Nimmt mich auf – als Brot des Lebens.“ Ja, an Heiligen Abend steht ein Wort Jesu hier in diesem Raum: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Johannes 6,35) Weihnachten ist kein Puppenspiel, sondern das Christfest. Als Sinnbild zeigt sich nicht Baby Doll, sondern Brot laibhaftig in der Krippe auf Stroh gebettet. Der zu uns spricht zeigt sich leiblich: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Krippenbrot

Dein Hunger zählt in dieser Nacht. Wer jetzt keinen Lebenshunger hat, verpasst das Christfest. Schau, die Hirten auf dem Feld. Als ihnen der Engel des Herrn die Geburt des Heilands verkündigte, haben sie sich aufgemacht nach Bethlehem, zu Deutsch „Haus des Brotes“. Ja, dort im „Haus des Brotes“ ist euch der Heiland geboren. Er, „Brot des Lebens“, hat sich für Euch gegeben. „Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

In dieser Nacht wird unser eigener Lebenshunger befragt. Welchen Hunger können wir denn vorweisen, wenn wir wochenlang mit verführerischer Delikatessenwerbung der Lebensmitteldiscounter gefüttert worden sind, wenn Menschen bei uns, ob arm oder reich, mit Übergewichtigkeit und Bewegungsmangel zu kämpfen haben, wenn nicht Mangelernährung, sondern Wohlstandskrankheiten unserem Leben zu schaffen machen.

Was in dieser Nacht zählt, ist nicht der Hunger nach noch mehr. Bonus-Hunger ist kein wirklicher Lebenshunger, sondern führt allenfalls in die Völlerei eines Aldi-Festessens. Hunger nach mehr hält das eigene Leben auf Dauer unersättlich.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ (Mt 5,6) So spricht zu uns der Gottessohn, der sich selbst in den Futtertrog zu Bethlehem begeben hat. Wer jetzt keinen Hunger nach ewiger Gerechtigkeit hat, verschließt sich dem Gottesreich, der geht am Futtertrog in Bethlehem achtlos vorbei.

Da mögen an Heilig Abend Lebenswünsche im Raum stehen wie familiäre Harmonie, leibliche und seelische Gesundheit, glückliche Partnerschaft, wohlgeratene Kinder und Kindeskinder, beruflicher Erfolg, geregeltes Einkommen oder auch sichere Rente – fromme Wünsche, die uns niemand streitig machen soll. Und doch kommen solche Lebenswünsche nicht dem Lebenshunger gleich. Was auch immer wir uns wünschen, kann unser Leben nicht über den Tod hinausführen. Lebenswünsche suchen Leid, Schmerz und Tod auf Abstand zu halten – ohne bleibenden Erfolg. Das kann es nicht gewesen sein, ein Heiliger Abend, der von der Todesnacht geschluckt wird. So gilt unserem Hunger die göttliche Lebensbotschaft aus der Krippe zu Bethlehem: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Übergehe in dieser Nacht deine noch so frommen Lebenswünsche; entdecke den Gotteshunger in dir neu. Hungere nach dem Leben, das bei Gott auf ewig angenommen ist.

So komm zur Krippe, nimm das „Brot des Lebens“, Gottessohn und Menschenkind – er, das wahre Lebensgeschenk für dich. Nimm ihn auf; er vertraut sich dir an, er sucht deinen Glauben. Trau ihm dein Heil zu: Er möchte Dein Leben erneuern. Dein Hunger auf Ewigkeit, er stillt ihn dir. Die Liebe, die dein Leben umfassen kann, er schenkt sie dir. So lauten seine Worte für dich: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Hier meine Predigt als pdf.

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar